Zum Berliner Festival Pop-Kultur: ein Interview mit der Leiterin Katja Lucker

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Das Pop-Kultur-Festival findet bereits zum vierten Mal statt โ€“ und zwar dieses Jahr vom 15. bis zum 17. August in der Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg. Kuratiert wird die Pop-Kultur von Katja Lucker, Christian Morin und Martin Hossbach. Diverse Konzerte und DJ-Live-Sets aber auch Austausch, Gesprรคche sowie Ausstellungen, Auftragswerke und Filme stehen auf dem Programm. Dabei gibt es aktuell einiges Neues wie zum Beispiel Pop-Kultur lokal in Zusammenarbeit mit Off-Kultur.

Wir haben mit der Musicboard Berlin Chefin und Leiterin von Pop-Kultur gesprochen โ€“ und geben Euch alle Einblicke direkt und ungefiltert weiter!
Interview mit Katja Lucker zum Pop-Kultur-Festival

Foto:ย Patrick Desbrosses

indieBerlin: Liebe Katja, die Pop-Kultur findet dieses Jahr zum vierten Mal statt. Bewรคhrtes ist geblieben und Neues dazugekommen. Kannst Du uns einen Einblick in das Programm der Pop-Kultur 2018 geben?ย 

Katja Lucker: Wir freuen uns auf rund 100 Programmpunkte. Neben Haiyti, Pan Daijing, Anna von Hausswolff, Kat Frankie oder Henrik Schwarz & Alma Quartet stehen auch Konzerte von Neneh Cherry, Die Nerven, Nilรผfer Yanya oder Ace Tee & Kwam.e auf der Line-up-Liste von Pop-Kultur 2018. Wir haben wieder tolle Eigenproduktionen und ganz neu dabei: die Reihe Pop-Kultur lokal. Bereits im letzten Jahr haben wir verstรคrkt mit Berliner Kollektiven gearbeitet und wir haben uns jetzt 2018 noch weiter in diese Richtung geรถffnet.

 

indieBerlin: Kam so auch die Zusammenarbeit mit der Off Kultur zustande?

Katja Lucker: Letztes Jahr schwebte diese Idee bereits im Raum. Dieses Jahr haben wir uns erneut zusammengesetzt und รผberlegt, was wir gemeinsam machen kรถnnen. Und da kam die Idee von Dominik Schweizer, Anton Teichmann und Michael Aniser, eine Art Vorlauf hin zu Pop-Kultur zu realisieren. So laufen und liefen einige Veranstaltungen schon im Vorfeld unter dem Label Pop-Kultur mit dem Zusatz ยปlokalยซ in verschiedenen Bezirken Berlins.

indieBerlin: Das Kรผnstlerprogramm steht, der Ticketverkauf lรคuft – uns interessiert, wie der Prozess hinter den Kulissen ablรคuft. Wie kuratiert ihr das Festival?ย 

Katja Lucker: Es spielen natรผrlich ganz unterschiedliche Aspekte eine Rolle. Pop-Kultur ermรถglicht lokalen und internationalen Kรผnstlerinnen und Kรผnstlern neue Werke zu erschaffen und diese auf der Bรผhne als Urauffรผhrungen zu zeigen. Acts aus Berlin und aller Welt entwickeln fรผr Pop-Kultur 2018 neue Performances, die in Berlin ihre Urauffรผhrung haben werden.

Es geht dabei vor allem um die visionรคre Erweiterung von Produktions-, Arbeits- und Auffรผhrungspraktiken im Hinblick auf performative Ansรคtze.
Das Festival ermรถglicht eine intensive Vorbereitung und stellt im Geiste der Kollaboration lokale und internationale Partnerinnen und Partner fรผr รคsthetische Strategien zur Seite.
Pop-Kultur gibt der Popkultur, insbesondere der Popmusik, einen diskursiven Raum, in dem diese reflektiert, kontextualisiert und gefeiert wird. Wir stehen fรผr einen interdisziplinรคren Austausch, der auch wissenschaftliche Diskurse einschlieรŸt.

Wir legen Wert auf Internationalitรคt und geschlechtliche Diversitรคt. Eines meiner Lieblingsprojekte ist die Zusammenarbeit mit dem RambaZamba Theater, in dem Schauspieler und Kรผnstlerinnen mit und ohne Behinderung professionell Theater spielen.

Neben eigenen Recherchen erreichen mich, Martin Hossbach und Christian Morin eine Unmenge an Bewerbungen von Menschen, die gerne am Programm vertreten sein mรถchten. Wir sichten alles und achten auf alle Aspekte, gucken, was besonders gut passt.

Und letztlich ist das dann wie ein Puzzle.

indieBerlin: Was sind Deine persรถnlichen Favoriten im Programm?
Katja Lucker: Wie gesagt, die Zusammenarbeit mit dem RambaZamba Theater ist ein Highlight fรผr mich. Rausch Royal heiรŸt die Show โ€“ es ist ein simultanistisches Gedicht, das den Sinn des Durcheinanderjagens aller Dinge zelebriert. Die Band 21 Downbeat feiert die rauschhafte Gleichzeitigkeit, zerlegt die Welt in tausend Schnipsel, sampelt Silben, Tรถne, Worte und Beats. Leo Solter, Andreas Spechtl von der Gruppe Ja, Panik und Rabea Erradi vertonen mit den RambaZamba-Schauspielern dadaistische Texte von Konrad Bayer, Gerhard Rรผhm, H.C. Artmann, Ernst Jandl, Hugo Ball und Emmy Hennings zu einem epischen Konzert mit Wumms und Konfetti.

indieBerlin: Eine letzte Frage mit Berlin-Bezug.
Wรผrdest du sagen, es gibt eine Komponente, die dieses Festival zu einem typisch Berliner Festival macht? Oder gibt es irgendwas Berlin-typisches, wo du sagst: Das kann es nur in hier geben?
Katja Lucker:

Freizeit ist auf Rรคume angewiesen und Freiheit umso mehr. Die Berliner Clubszene bot nach dem Mauerfall genau das an: Hier konnte zusammenkommen, was zuvor getrennt gewesen war; hier erรถffneten sich zuvor ungekannte Mรถglichkeiten.
So zogen die Clubs nicht nur viele Menschen in die Hauptstadt, sondern machten sie zugleich zum coolen Wirtschaftsstandort. 2018 aber? 2018 mรผssen Berliner Clubs mit den ungewollten Konsequenzen kรคmpfen: verdoppelte Mieten, halbierte Laufzeiten sind nur die Spitze des Eisbergs.

Maik Schierloh vom legendรคren Kosmetiksalon Babette, dessen Mietvertrag 2017 aufgekรผndigt wurde, und Jakob Turtur vom Clubkollektiv Jonny Knรผppel am Schleusenufer, das im April dieses Jahres dasselbe Schicksal ereilte, werden bei Pop-Kultur in einem Talk mit Titel โ€žVerschwundene Orteโ€œ aus erster Hand berichten, mit welchen Hรผrden Clubs in Berlin heutzutage konfrontiert sind.

 

Und: Wir sind im Berghain gestartet, das ist natรผrlich sehr Berlin-spezifisch.
Vielen Dank fรผr das Interview und wir freuen uns auf das bunte Programm in diesem Jahr!

Pop-Kultur Berlin, hier geht’s zu den Tickets!

15. – 17. August 2018
Kulturbrauerei (Schรถnhauser Allee 36)
10435 Berlin (D)

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