Tame Impala live @ Columbiahalle, Berlin – ein Konzertbericht

von | indieBerlin

8. Februar 2016. Es ist Rosenmontag und normalerweise drehen in weitenย Teilen des Landes die Leute durch, ziehen sich mehr oder wenigerย kreative Kostรผme an und versuchen so viel SpaรŸ wie mรถglich zu haben bisย die Kinnmuskeln schmerzen. Dank eines Sturmtiefs wurden aber die meistenย Veranstaltungen unter freiem Himmel abgesagt.

Tame Impala live in Berlin / Foto: indieberlin, Caterina GiliDa kommt natรผrlich sehrย zupass, dass Tame Impala eine Alternativeveranstaltung mit zwar รคhnlichย simplem aber doch durchschlagendem Rezept anbieten: Man nehme ein paarย gelรคufige Psychedelic-Rockgrooves, schmeiรŸe einen Haufen Effekte auf dieย Gitarren, unterlege alles mit wohlbekannten Synthiesounds undย รผbersprenkle zu guter Letzt das Ganze mit einer mรถglichst buntenย Lichtshow und psychedelischen Videoprojektionen.

So bunt, dass man anย Stellen an denen nur eine Farbe die Bรผhne erleuchtet man das Gefรผhl hatย in einem SchwarzweiรŸfilm zu sitzen. Das mag jetzt alles etwas cholerischย klingen denn das Gericht was einem da serviert wird ist eben eineย Mischung aus Gutbekanntem. Aber es ist eine gelungene Mischung!

Der Psychonaut von heute ist eben ein gesundheitsbewussterย Mensch

Frontman Kevin Parker kommt sehr sympathisch und herzlich gelaunt rรผberย und versichert schon nach kurzer Zeit, dass Tame Impala sich lange aufย dieses Konzert gefreut haben. Das transportiert sich auch rรผber auf dieย Zuschauer. Man tanzt, singt mit und blรคst einen รผbergroรŸen FuรŸball รผberย den Kรถpfen der Leute auf um den Sportfaktor der Veranstaltung zuย erhรถhen. Der Psychonaut von heute ist eben ein gesundheitsbewussterย Mensch. Lediglich ein Schild im Eingangsbereich weist darauf hin, dassย wรคhrend der Show Stroboskopeffekte eingesetzt werden, welche zuย unangenehmen Nebenwirkungen fรผhren kรถnnten.

Tame Impala live gig in Berlin 2016 /  Foto: indieberlin | Caterina Gili

Es war jetzt natรผrlich nichtย vergleichbar mit einem Atari Teenage Riot Konzert mit einer Stundeย Dauerstroboskop aber zugegebenermaรŸen schon sehr wuselig. Rechtfertigendย muss man aber auch sagen, dass die unterlegte Musik รคuรŸerst wohl dosiertย und geradezu beruhigend in den Gehรถrgรคngen eintraf.

Ehrlich gesagt sindย Tame Impala nun abgesehen von ein paar Kicks gegen den von Fansย mitgebrachten รผbergroรŸen AufblasfuรŸball eben auch keine Bรผhnenakrobaten.

Also alles gut so mit der Lichtshow!

So spielten sich Tame Impala รคuรŸerst souverรคn durch einen GroรŸteil ihrerย Diskografie ohne sich Schnitzer zu erlauben und feuerten gut und gerneย auch mal Konfetti aus den Kanonen – ohne Kamelle wohlgemerkt (s.ย Gesundheitsbewusstsein)!

Als Zugabe kรผndigten Tame Impala dann noch einย Rihanna-Cover an. Mit einem Augenzwinkern natรผrlich, denn der Song „Newย Person, Same Old Mistakes“ stammt in der Tat aus der Feder von Tameย Impala und wurde von Rihanna neuvertont. Nach dem ganzen Farbfestivalย tut ein bisschen trockener Sarkasmus ja auch gut.

Tame Impala plays live in Berlin 2016, Foto: indieberlin | Caterina GiliWas bleibt von dem ganzen Abend? Karneval funktioniert auch ohneย Verkleiden? Psychedelic ist nicht mehr das was es mal war?

Konfettiย statt รผbermรครŸigem Drogenkonsum?

Sagen wird dass Tame Impala die besteย Medizin gegen den grauen Februar sind und gegenรผber den zu Haufย existierenden Psychedelic-Rockbands sie zu Recht auf exponierter Lageย spielen weil sie eben doch รผbergreifendere Ansรคtze bieten als die Klischees bereitstellen.

 

Artikel von Christoph Grzeschik
Fotos von Caterina Gili

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