Katja Lucker über die Pop-Kultur – ein neues Festival für Fans und Industrie in Berlin

by | indieBerlin

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Die Pop-Kultur ist ein neues Musik-Festival in Berlin, das anstelle der Berlin Music Week stattfindet. Es läuft vom 26. bis 28. August im Berghain und wird organisiert vom 2012 gegründeten Musicboard, das sich um die Belange der Berliner Musikszene kümmert. 

Katja Lucker ist Chefin des Musicboards und hat die PopKultur zusammen mit Martin Hossbach und Christian Morin kuratiert. Wir haben Katja Lucker einige Fragen zum erstmalig stattfinden PopKultur Festival gestellt.

indieberlin: Die Berlin Music Week ist tot – es lebe die Pop-Kultur. Warum findet die Berlin Music Week in neuem Gewand und mit einem neuen Namen statt?

Dass Pop-Kultur die Nachfolge der Berlin Music Week antritt war ein Parlamentsbeschluss. Also haben wir uns mit unterschiedlichen Menschen zusammen gesetzt und überlegt: was gibt es momentan zu sagen über das Phänomen Popkultur? Was gibt es aktuell zu tun in der Szene im Jahr 2015? Herausgekommen ist eine sehr bunte Mischung.

Wir haben uns bemüht, viele Dinge ins Programm zu nehmen, die es so noch nicht zu sehen hab: Bianca Casady von CocoRosie stellt beispielsweise ihr neues Solo-Projekt vor, Matthew Herbert spielt sein erstes Deutschlandkonzert mit seiner neuen Platte bei uns, Pantha du Prince wird seine neue Band The Triad präsentieren und der Maler Norbert Bisky wird gemeinsam mit dem Neurowissenschaftler Dr. Tom Fritz über die Wirkung des Techno auf das menschliche Gehirn reden.

Wir möchten mit Pop-Kultur alle Menschen ansprechen, die sich für Musik interessieren – genauso wie all jene, die professionell in diesem Bereich arbeiten: Labels, Promoterinnen und Promoter, Agenturen, andere Festivals und so weiter.

Unser Festival wurde komplett neu konzipiert

indieberlin: Wird es das First We Take Berlin und First We Take the Streets noch geben?

Nein, unser Festival wurde komplett neu konzipiert. »Pop-Kultur« repräsentiert mit einem mehr als 60 Acts umfassenden Programm eine zeitgemäße Diversität und Internationalität, in dem auch die Berliner Szene zur Geltung kommt – und das in der eindrucksvollen Atmosphäre des Berghains. In den Gebäuden des ehemaligen Heizkraftwerks finden sich unsere sechs Spielstätten: das Berghain selbst, die Panorama Bar, die Halle am Berghain, die Kantine am Berghain, die Schlackehalle, sowie die Berghain-Garderobe. Wir freuen uns nun auf welt- und deutschlandweite Uraufführungen, Konzerte, Gespräche, Lesungen und auch auf den Pop-Kultur Nachwuchs.

Künstler_Musiker_Matthew_Herbertindieberlin: Wer kann an dem Pop-Kultur Festival teilnehmen?

Wie bei normalen Konzerten im Berghain auch, ermöglicht einzig allein der Erwerb eines Tickets den Einlass zu »Pop-Kultur«. Es gilt dennoch die übliche Hausordnung. Wir bitten dich, diesen Ort, aber auch alle anderen Festivalgäste und auftretenden Künstlerinnen und Künstler mit Respekt zu behandeln.

Das Berghain ist kein Vergnügungspark – und es wird auch keiner werden

indieberlin: Was sind Deine Erwartungen an Berlin’s Musik Messe heute und in fünf Jahren?

»Pop-Kultur« ist keine »Berlin Music Week 2.0« und keine Messe, sondern ein eigenständiges Festival mit neuartigem Konzept, das an die Stelle der Berlin Music Week tritt. Es ist ein Projekt der Musicboard Berlin GmbH. Das Festival wird von Martin Hossbach und Christian Morin unter meiner Leitung kuratiert.

indieberlin: Die Trailer “Pop-Kultur – it began in Berlin” sind lustig und typisch Berlin – wie kommt das außerhalb von Berlin an? Habt ihr schon Reaktionen erhalten?

Wir haben sehr viele positive Reaktionen erhalten. Die Trailer, konzipiert von Scott King, sind künstlerische Ausläufer unseres Programms, sie sind keine reinen Werbeclips. Ich habe den Eindruck, Gudrun kommt besonders gut an:

indieberlin: Was macht für dich die Berliner Musikszene aus – kannst Du uns drei typische Schlagwörter nennen?

Vielfalt. Erfindergeist. International.

indieberlin: Wir haben manchmal das Gefühl, dass in Berlin Industrie und Musiker in zwei verschiedenen Sphären unterwegs sind – seht ihr euch mit dem Festival auch als Brückenbauer?

Ja klar bauen wir auch Brücken, gerade im Nachwuchs Programm oder auch im Talk von unserem Bundesjustizminister mit u.a. dem Musiker Alec Empire. Wie muss ein zeitgemäßes Urheberrecht anno 2015 aussehen? Drei sehr unterschiedliche Experten werden das bei »Pop-Kultur« diskutieren.

Alec Empire überführte in den 90ern mit Atari Teenage Riot Punk in den Digital Hardcore. Auf ihren jüngsten Alben legte die Band in Anlehnung an WikiLeaks und Anonymous musikgewordene Manifeste für ein libertäres, post-digitales Zeitalter vor. Auch die jetzige Urheberrechtsgesetzgebung ist ihnen dabei ein Dorn im Auge.

Dieter Gorny gründete einst die Musikmesse »Popkomm« und war jahrelang Geschäftsführer des Musik-TV-Senders VIVA. Im März diesen Jahres wurde der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie e.V. zum Beauftragten für Kreative und Digitale Ökonomie beim Bundeswirtschaftsministerium ernannt.

Anne Haffmans ist seit nunmehr fünf Jahren die deutsche Labelmanagerin für zwei der größten und wichtigsten Indie-Labels im Geschäft: Domino und Mute. Für Letzteres arbeitet Sie in wechselnden Konstellationen bereits seit den Neunzigern. Depeche Mode, Nick Cave oder Daft Punk konnten sich schon auf ihre Expertise und ihr Engagement verlassen. Der Politiker und Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas, wird während des Talks ebenfalls anwesend sein.

Krasse Mischung, oder?

indieberlin: Auf welchen Künstler oder welche Veranstaltung freust Du Dich persönlich besonders auf der Pop-Kultur?

Ich persönlich freue mich sehr auf einen neuen US-Act, den unsere Kuratoren Martin Hossbach und Christian Morin auf dem South by Southwest entdeckt haben: Ho99o9. Sprich: Horror. Die Live-Performance muss der Wahnsinn sein. Wer auf schweißtreibende Shows, Rap, Electronica und Post-Hardcore steht, ist hier genau richtig.

Neneh_CherryDie schwedische Hiphop-Künstlerin Neneh Cherry with RocketNumberNine ist natürliche eine legendäre Künstlerin, deren Show ich ebenfalls auf keinen Fall verpassen möchte.

Wir haben einige künstlerische Zusammenarbeiten wie jene zwischen Owen Pallett und dem Stargaze Ensemble ermöglicht – klar, dass ich dort sein werde. Und Newcomer wie Isolation Berlin und Schnipo Schranke behalte ich sowieso immer im Auge.

Ich bin gespannt, welche Überraschungsgäste Sophie Hunger mit auf die Bühne bringen wird und wenn Andreas Dorau und Sven Regener aus ihrem aktuellen Buch lesen, darf viel gelacht werden. Auch die Lesung von Bernard Sumner, Gründungsmitglied von Joy Division und New Order, sollte man sich nicht entgehen lassen.

Vielen Dank für das Interview und bis zur Pop-Kultur!

Karten gibt es auf pop-kultur.berlin, allerdings ohne ein All-in-one-Tickets, sondern mit Einzel-Tickets für jedes Modul. Die Tickets kosten zwischen 5 und 25 Euro.

Interview: Mia Morris

 

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