Luci van Orgs Schneewittchen: Eine Rezension

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Unseren Award hatse gewonnen, die Frau van Org. Wurde also von unserer Jury und ihren Fans gemeinsam als spannendste Berliner Indie-Autorin 2105 auserwählt und gekrönt.

Bildlich gesprochen, auch wenn ich hier noch eine praktische Plastik-Krone rumliegen hätte… Aber lassen wir das. Vielleicht habt ihr ja noch gar nichts von ihr gelesen, sie noch nie live erlebt. Vielleicht wollt ihr wissen, wieso zum Henker die Luci denn diesen Award bekommen hat. Für euch deswegen eine winzig kleine Rezension zu Luci van Orgs neuestem Werk, „Schneewittchen und die Kunst des Tötens.“

Genau darum geht es.

Um Schneewittchen. Und ums Töten, auf kunstvolle Art. Außerdem geht es um so tolle Akronyme wie BDSM und LARP und MDMA, um Zwerge mit über 1,80 Körpergröße, um ratlose Polizisten, triebgesteuerte Professoren, bitterböse Fernsehköchinnen, falsche Araber mit Spraytan, Menschen mit Pferdemasken, um Schmerz und Liebe und Sterben und Sex. Und wie all das zusammenhängt. Vor allem aber geht es um ein wunderschönes Mädchen, das ebenso gewitzt wie kaputt und ebenso süchtig wie liebenswert ist. Und um einen jungen Mann, der so tut, als wisse er Bescheid, dann aber ziemlich ratlos durch die Geschichte schlittert und versucht, seine (und ihre) Träume zu erfüllen. Schneewittchen und der Jäger 2.0, im Jetzt und Hier, durchgeknallt und ziemlich einfallsreich umgesetzt von unserer Award-Gewinnerin. Viel mehr will ich gar nicht verraten, denn das müsst ihr eben einfach selber lesen. Einziger Kritikpunkt: Zu kurz! Man hätte da an einigen Stellen noch ausführlicher werden können. Andererseits: Wenn die Geschichte erzählt ist, isse eben erzählt.

Ist das nicht Grund genug?

Aber wem dieser Wahnsinns-Märchen-Trip noch nicht ausreicht, für den gibt’s ja noch mehr Stoff: Lucis erster Roman „Frau Hölle“ ist ebenfalls ein wilder Ritt, der Mythologie mit unserer schön kaputten Gegenwart mischt, bis es brodelt wie Mentos mit Cola (oder andere Dinge, für die Mentos in diesem Buch verwendet werden, he he he). Die germanischen Götter leben inkognito und mehr schlecht als recht in Berlin-Tempelhof. Dann geschehen bestialische Morde und bald ist klar: Ragnarök, die Götterdämmerung steht bevor! Wären da nicht ein ungeahntes Talent und die reinigende Kraft von Death Metal… Dieses Buch ist dann auch ein gutes Stück länger, also perfekt für alle, denen das Märchen mit dem Glassarg zu schnell vorbei geht.

Und das ist immer noch nicht alles…

Denn Luci, die sich selbst als Mehrzweckentertainerin und Multifunktionswaffe bezeichnet, hat außerdem noch Kurzgeschichten in mehreren Anthologien verstreut (kleiner Tipp: Rechtzeitig zur Leipziger Buchmesse erscheint bei Roter Drache die Sammlung: „Mütter,“ und am 18. März stellen die Beteiligten den Band bei einer Gemeinschaftslesung im Leipziger Club Darkflower vor. Ich werde da sein und berichten. Lucis darin enthaltene Story „Und Weihnachten haben wir Sex“ habe ich schon live gehört und dabei böse gekichert…). Ja, also Kurzgeschichten kann sie auch, oder Kinderbücher illustrieren. So ganz nebenher macht sie auch schon seit jeher Musik, schreibt Drehbücher oder Songs für andere Künstler, schauspielert, ist selbst Mutter, und engagiert sich wirklich für die Dinge, die ihr am Herzen liegen (z.B. als Schirmfrau des VEID, gegen Rassismus, für Gleichstellung etc).

Und zuguterletzt: Sie hat die treuesten Fans, denn die haben wie wild für sie gestimmt. Wer schon einmal auf einem Konzert (Meystersinger, am 16.3. wieder live im BKA Theater!) oder einer Lesung (mehrfach auf der Buchmesse in Leipzig!) gewesen ist, weiß auch wieso. Luci ist echt und herzlich und tut alles, was sie tut, mit Verve und vollem Einsatz. Klar bin ich ein Fan.

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