Das neue Buch von Dirk Bernemann

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Mädchen statt Frauen

Dirk Bernemann trifft keine Frauen.

Beziehungsweise: Ich habe keine Ahnung, wie Dirk das hält, aber sein Erzähler trifft keine Frauen. Er trifft ›Mädchen‹, immer wieder ›Mädchen‹.

Schöne Mädchen, Traumwesen, die seine Phantasie anregen und von denen er hofft, sie könnten perfekt sein. Aber natürlich sind sie das nie, entsprechen sie nie dem, was er sich gewünscht, erhofft hätte.

Bis auf die Eine natürlich, mit der er dann doch so was wie Liebe findet, mit der er sich verstecken will, wenn der Krieg kommt, den er überall zu spüren meint.

Es kommt ein Krieg

Und so zieht er durch die Stadt, Bernemanns Erzähler, und beobachtet und sucht und wundert sich und genießt. Und immer wieder erzählt er von früher, vom Dorf. Von seinem Leben und Werden in der Provinz. Vielleicht von den Anfängen des Krieges?

Man merkt: Ich habe das Buch nicht verstanden. Zumindest glaube ich das. Es wirkt auf mich fragmentarisch, episodenhaft und offen, wie es angeblich Bernemanns frühere Werke sind.

Doch Verstehen ist bei Bernemann gar nicht nötig, Fühlen ist viel wichtiger, und mit seiner unglaublichen Sprache, seiner ganz eigenen Poesie, gibt er dem Leser eine ganze Menge zu fühlen.

Empfehlenswert? Auf jeden Fall!

Ein Meisterwerk? Eher nicht – da bleibe ich nach wie vor Fan seines Romans »Asoziales Wohnen«. Wer sich aber gerne in schönen Worten verliert, sich selbst als »suchend« begreift, wer sich gerne über Kunst auslässt, der wird seinen Spaß haben mit diesem kleinen Roman.

(Ups: Das klingt, als hätten in erster Linie prätentiöse Hipster Spaß mit dem Buch …)

Wir sind nicht blöd

Auch wenn »Wie schön alles begann und wie traurig alles endet« berührend und schlau ist, gibt es Kritikpunkte. Was mich besonders stört – vermutlich, weil ich eben kein prätentiöser Hipster bin – ist das Kunstverständnis der Einen, der Musikerin, mit der der Erzähler anbandelt, das für meine Begriffe zu elitär ist, zu sehr das Publikum abwertet; sie macht also Musik, die die Zuhörer irritiert, sie aufstört, sie aus einer angenommenen ›Komfortzone‹ holt – Glückwunsch! Trotzdem sind nicht alle blöd oder abgestumpft oder zu bequem, die darauf halt gerade mal keine Lust haben.

Kunst ist immer streitbar, und Kunst abzulehnen, auch zeitweise, gehört dazu.

Ändert nichts daran, dass ich wiederhole: Das Buch ist unbedingt empfehlenswert, lesen!

Eine Rezension von Simona Turini, Autorin der Zombienovelle „Trümmer

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