Dota Kehr im Interview | neues Album und Tour 2016

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Die Berlinerin Dota Kehr zieht seit Jahren straight ihr musikalisches Ding durch – ihre Konzerte werden immer größer und die Aufmerksamkeit der Industrie steigt. Ein Angebot von Universal hat sie abgelehnt, die Unabhängigkeit ist ihr wichtiger.

Angefangen hat Dota mit kleinen Clubkonzerten, die sie sich quer durch Deutschland als „Kleingeldprinzessin“ selbst gebucht hat. Ihr authentisches Auftreten und ehrliches Liedermachen sind bei ihrer Fangemeinde von Anfang an gut angekommen.

Im Januar ist ihr neustes Album „Keine Gefahr“ erschienen, das wesentlich poppiger ist, elektro-Sounds sehr gut arrangiert einfließen lässt und mit der Single „Vergiftet“ bei Kritikern und Publikum punktet.

Dota im indieberlin Interview

indieberlin: Bei Dir hat man das Gefühl, Du bist das Arbeiterkind in der Musikbranche. Ohne Verrat, mit Konsequenz und harter Arbeit hast Du Dich nach 6 Alben und unzähligen Touren in die Herzen eines großen Publikums gespielt. Chapeau dafür.

Nun die Frage: Glaubst du, Du bist eine Art Gegengift gegen Casting-Show-Sternchen, die sich nach dem schnellen Ruhm und Erfolg sehnen und dafür viel Entscheidungsfreiheit abgeben?

Dota: Ein Gegengift? Ich weiß nicht. Mein Weg ist ganz bestimmt der genau entgegengesetzte Weg zur Casting Show, aber ob das irgendwen kuriert? Ich glaube mit Substanz und Songs, in denen mehr zu hören ist als die pure Absicht, damit ein Popsternchen zu werden, kommt man schon irgendwo hin.

Mit der Entscheidung unabhängig zu bleiben, bin ich bisher gut gefahren

Dota by Annika Weinthal on indieberlinindieberlin: Deine Musik hat sich weiter entwickelt, vom straighten Liedermachen zu vielschichtigeren Arrangements – gibt es musikalische Jugendsünden, die Du nicht mehr gerne spielst oder die Dir unangenehm sind?

Dota: Hmm, ein paar Lieder auf frühen Alben würde ich mir jetzt nicht mehr so durchgehen lassen und würde sie auch nicht mehr spielen, aber ich kann gut damit leben, dass sie veröffentlicht sind. Ich will keine Namen nennen.

indieberlin: Deine musikalischen Helden sind?

Dota: Chico Buarque, Tom Jobim, Charles Mingus, Radiohead, Alt-J, Yun Miake – es gäbe noch viele mehr aufzuzählen, aber diese fallen mir jetzt gerade ein.

indieberlin: Du kommst aus Berlin, hast aber lange in Südamerika gelebt und natürlich auf Touren viel gesehen.

Was macht für Dich die Musik-Szene oder die kreative Szene in Berlin aus? Gibt es ein Gefühl von zuhause, wenn Du hier Konzerte spielst?

Dota: Klar, vor allem natürlich durch die Leute, die ich kenne. In anderen Städten ist es ein weitgehend unbekanntes Publikum, hier muss ich immer mit sehr vielen Bekannten rechnen, was schön ist, aber auch mein Lampenfieber enorm steigert. Eigentlich habe ich überhaupt nur Lampenfieber, wenn ich in Berlin spiele, sonst kaum.

Und was die kreative Szene hier ausmacht? Na, viel Bewegung, Leute von überall her und dann für mich persönlich auch wieder viele Freunde und alte Bekannte.

Ach, aber ich glaube auch oft, der Hype um Berlin ist ziemlich übertrieben

Man kann auch in anderen Städten sehr interessante Dinge erleben.

indieberlin: In welchen Clubs oder auf welchen Konzerten trifft man Dich in Berlin?

Dota: Ich gehe gern auf Konzerte und oft zum Kickern in die Kneipe, eher selten auch mal Tanzen.

Besonders schätze ich das Lido, den Heimathafen und den Privatclub

Und bei den kleinen Läden das Ä und das Heiners oder ganz besonders schön im Sommer die Rummels Bucht.

indieberlin: Weil wir gern unabhängige Künstler oder Musiker ohne großes Budget unterstützen, die Frage:

Was würdest Du jemanden raten, der sich ohne großen Support für die Musik entscheidet? Hast Du einen Tipp aus Deiner langjährigen Erfahrung?

DOTA by Annika Weinthal on indieberlinDota: Einfach machen. Und dranbleiben. Und immer den wichtigsten Fokus darauf legen, weiterhin neue, gute Sachen zu schreiben. Und natürlich: mit guten Leuten zusammenarbeiten und sie gut behandeln.

Ich habe völlig ohne Connections angefangen und auch fast ohne Startkapital (wenn man von den 600 Mark absieht, die die Aufnahmen im städtischen Jugendhaus gekostet haben).

Natürlich wären manche Dinge einfacher gewesen, wenn ich jemand mit einem Super-Netzwerk und einem tollen Promo-Budget hinter mir gehabt hätte. Oder bzw. vielleicht wären manche Sachen früher passiert, aber das war zu keinem Zeitpunkt schlimm. Wir haben uns von Anfang an über gut besuchte Konzerte freuen können.

Ich hab sehr viel gelernt auf dem Weg

indieberlin: In 10 Jahren blickst Du zurück auf heute und denkst:

Dota: In Hinblick auf was? Auf unser Jahrzehnt voller Kriege und Wahnsinniger. Hoffentlich denke ich dann: gut, dass jetzt alles so viel friedlicher ist.

Vielen Dank für das Interview und wir freuen uns auf Deine Show am 9. Oktober in der Volksbühne – für das wir natürlich auch zeitnah Tickets verlosen!

Interview: Mia Morris, Fotos von Annika Weinthal

 

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