SPEED REVIEW: „Sommer hat gelogen“ von Bastian Geiken

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Endlich mal wieder eine SPEED REVIEW, das wurde aber auch Zeit! Wir haben mal reingestöbert in Bastian Geikens Gedichtband mit dem schönen Titel „Sommer hat gelogen.“ Gedichte??? Ich kann einige schon entsetzt abwinken sehen, aber wartet doch erst mal… Das kommt gar nicht so gedichtig rüber, jedenfalls nicht, wenn man damit Gesülze oder Schulunterricht verbindet. Also gut, vielleicht gab es da einen im Schulunterricht, in dessen riesengroße Fußstapfen man Bastian Geiken treten sehen könnte. Der schrieb zwar vor allem Theaterstücke, aber auch seine Gedichte hatten’s in sich. Zum Beispiel das von der Wolke, „sehr weiß und ungeheuer oben,“ die nur Minuten blüht…

Ein bisschen Brecht?

Die Texte erinnern an das Politische, Kritische, Dialektische von Brecht, aber sie handeln von heute. Von Oben und unten, drinnen und draußen, reich und arm. Von Popkultur und Konsumblödsinn erzählen Worte und Bilder und Reime und Rhythmus, und auch von der Liebe, vom Alltag ebenso wie den besonderen, kleinen Momenten, die es sich festzuhalten lohnt. Aufzuschreiben lohnt. Vom Leben in der Stadt, dieser Stadt und anderen.

Ein bisschen Warnung, ein bisschen Impression

Die Balance zwischen ernsthaft und belanglos, zwischen harten und weichen Worten, Kapitalismuskritik und Momentaufnahme, die hat er drauf, dieser Slam-Poet aus Osnabrück. Rumgekommen ist er auch, hat geslamt und gelesen und geschrieben, und jetzt ist er in Berlin. „Sommer hat gelogen“ ist sein erstes Buch.

Zwei winzige Kostproben:

Wir sind nicht kriminell,
wir sind gedankenlos.
Wir erschießen niemanden,
wir lassen verhungern.

…oder das hier:

Ich kann große Augen machen, so als gäb’s hier wirklich viel zu sehen.
Ich kann endlos ins Detail und nicht einmal in die Tiefe gehen.

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