Bilderbuch live in Berlin „Nach unten viel Platz“!

von | Concerts, Musik

Deutsche Musik ist unsexy, steif und unlustig.

Deutsche Musiker nehmen sich so tierisch Ernst und deutsche Texte klingen irgendwie immer, als hรคtte der Autor endlich seine emotionalen Presshemmungen รผberwunden. Abgeschmackte Metaphorik drischt sich mit Schmalz und verkrustet am Becherrand des รผberkandidelt harmonischen Tongerinnsels.

Da bekommt man normalerweise vom Zuhรถren schon Hรคmorriden

Das zumindest waren meine Gedanken, als mich unsere รถsterreichischen Musikgenossen auf รผberwรคltigendste Art mit ihrer spritzig-frischen Show und Musik auf der Bรผhne in der Columbiahalle รผberraschten, begeisterten, mitrissen und durch den Abend beleiteten. Und das mit einem Genre, in dem man sonst im deutschsprachigen Raum nur Bands findet, die live irgendwie nach den FreakyFukinWeirdozoder unterirdisch peinlich klingen.

Okay. Bei Bilderbuch ist man von den Alben einiges gutes gewohnt

Aber live punkten die Bilderbรผcher nicht nur mit dem brillanten Zusammenspiel der Band und einer gnadenlos lockeren Professionalitรคt. Da fรคngt Maurice Ernst auch mal einen aus dem Publikum auf die Bรผhne geworfenen Plastikbecher und baut ihn in seine Performance ein.

Es ist das Gesamtpaket aus Show, Wiener Lรคssigkeit, einer Ironie, deren Komplexitรคt an sich schon wieder ironisch ist und einer ganzen Portion selbstironischer Momente eingebettet in ein Fundament aus fantastischen Songs mit unglaublich brillanten Texten, die die Sache richtig fett macht.

Als Sahnehรคubchen sang Arnim Teutoburg-WeiรŸ von den Beatsteaks bei Plansch mit

Fazit des Abends: mit Entertainment braucht man keine Drogen. Es bleibt die Frage, wie man diesen musikalischen Hรถhepunkt jemals toppen kann. Klar ist, dass Bilderbuch viel Platz nach unten hat. Alles klar, Herr Kommissar?

Review: Christian Vesterling, Bild: Nico Ostermann

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