Supergeil Friedrich Liechtenstein. Einfach super.

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Mr. Supergeil Friedrich Liechtenstein war Mittwochabend im Kesselhaus der Kulturbrauerei, um das Buch โ€žSuper. Mein Lebenโ€œ vorzustellen. Wow.

โ€žSuper.โ€œ Das erste Wort, das Friedrich Liechtenstein sagt, als er sich setzt. Sofort lacht fast das gesamte Publikum, wรคhrend Henning Wehland, sein Mitstreiter auf der Bรผhne noch in seinem mit unzรคhligen Post-Ist bestรผckten Buch blรคttert.

Bevor wir uns dem Phรคnomen Liechtenstein widmen, zunรคchst ein paar Worte zu Wehland. Der war mal Sรคnger der H-Blockx, ist inzwischen auch Produzent von BossHoss und vielen als Jurymitglied der Sendung The Voice – Kids bekannt. Seine teilweise etwas floskelhaften Versuche, den Zuhรถrern das Buch Liechtensteins zu erklรคren, lassen mich ein paarmal denken, dass er zu lange beim Fernsehen war, glattgeschliffen wurde. Niedlich finde ich allerdings, wie offensichtlich und vorbehaltlos er ein Fan des Mannes ist, den er hier moderiert.

Geradezu teenagerhaft bewundernd schaut er manchmal zu dem ร„lteren auf, und versucht nur ganz sanft, Liechtensteins Performance zu dirigieren oder gar zu bรคndigen.

Mein persรถnlicher Lieblingsmoment, als sie plรถtzlich auf die Musik der H-Blockx zu sprechen kommen, und Liechtenstein schwรคrmt: โ€žDu warst so jung โ€ฆ Und so schlank!โ€œ Dazu muss man wissen, dass ich einst das Mรคdchen war, das 2002 beim Gampel Open Air in der Schweiz die Frechheit besaรŸ, am Tisch der Band vorbei zu spazieren und Henning anzusprechen: โ€žHey. Du siehst aus wie der Sรคnger von den H-Blockx โ€ฆ Nur dicker!โ€œ (Eine blรถde Wette, der viel Alkohol vorausging. Nachtrรคgliche Entschuldigung, lieber Henning, inzwischen sind wir alle โ€žnur dicker.โ€œ)

Und nun zum Star des Abends. Ich bin naiv und neugierig zu diesem Event gegangen, denn auรŸer Edeka-Werbung und ein paar lustigen Interviews mit schรถn treffenden und hintergrรผndigen Aussagen hatte ich bis gestern nicht viel von diesem Mann gehรถrt. Jedenfalls nicht seine Musik.

Ein Beschreibungsversuch:
Wenn er singt, dann ist das, als ob ein deutscher Bryan Ferry, der ein bisschen an den Kolumnisten Harald Martenstein erinnert (zumindest nach der Verwechslung von goldener Bรผhnenbrille und uncooler Lesebrille), versuchen wรผrde, die Attitรผde von Falcos โ€žJeannyโ€œ auf ganz sanfte Art neu aufglitzern zu lassen. Eine wahrhafte Kunstfigur. Versatzstรผcke, Collage, Ironie.
Dadaismus 2.0 oder das postmoderne Sezieren einer Realitรคt, deren unfassbarer Verrรผcktheit ein Mann wie er mit einem leisen, wissenden Lรคcheln zu begegnen weiรŸ? Wenn er liest, liest er nur den Epilog selbst, den Rest รผberlรคsst er seinem Fan. Und als der ihn drรคngt, noch einen prรคgenden Teil vorzulesen, wรคhlt er stattdessen die Bildunterschriften. Zu den Bildern im Buch, die das Publikum ja nicht sieht. Er weist darauf hin, dass das Buch erst entsteht, wenn man es zuhause im Bett mit der Leselampe aufschlรคgt. Fantasie ist gefragt.

So wie bei seinen erfolgreichen Theaterstรผcken, von denen er ebenfalls erzรคhlt. Da ist das โ€žPappenspiel,โ€œ in dem ein Karton zur Mondrakete und zu allem anderen wurde. Dazu passt auch die Selbstbeschreibung, die in etwa lautet: Ich bin ein Stein. Nur weniger hart. Also eigentlich ein Schwamm. Oder eine Alge, am liebsten wรคre ich sowieso eine Alge (Die Alge wird fast zum roten Faden des Abends, auch wenn man sie sich gemeinhin grรผn vorstellt. Fantasie ist gefragt).

Das erinnert mich an einen anderen amรผsanten Verrรผckten. Spongebob Schwammkopf. Ein Schwamm mit โ€žeiner Menge Fantasie,โ€œ wie es regenbogenbunt in einer Folge der Zeichentrickserie heiรŸt, in der Spongebob und sein Seesternkollege Patrick einen Karton u.a. zum Rennauto und zur Mondrakete werden lassen. Hier schlieรŸt sich der Kreis also (Nein, damit wollte ich dich keineswegs mit rosa Patrick vergleichen, Henning!) und mehr gibt es auch nicht zu sagen. Denn das Phรคnomen Friedrich Liechtenstein muss man wohl selbst erleben. Es zu beschreiben ist mรผรŸig; er gleitet einem durch die Finger wie die beschworene Alge, mit der er nach eigener Aussage einst die Welt retten wollte. Sicher ist: Er hat viel zu erzรคhlen, und was er verschweigt, ist wahrscheinlich sogar noch interessanter. Super.

Donnerstag besuche ich eine weitere Lesung des Festivals Literatur:Berlin. Alexander Osang liest im Gerorg Bรผchner Buchladen am Kollwitzplatz aus โ€žComeback.โ€œ Freitag hรถrt sich Noel im Palais der Kulturbrauerei an, was Wolfgang Sandner รผber Keith Jarrett geschrieben hat, und am Samstag versuchen wir uns mithilfe des Berliner Autorenabends (ebenfalls im Palais) ein literarisches Bild der Stadt zu machen. Wer dieses letzte Event auch noch besuchen mรถchte, schaut auf www.literatur.berlin vorbei.

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