Vom Abenteuer, einen Roman zu schreiben

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So lautet der Titel eines kleinen, feinen Bรผchleins von Titus Mรผller, der ansonsten historische Romane schreibt. Diesmal aber hat er sich der Entstehung dieser seltsamen, wunderbaren, sperrigen, stรถrrischen, mitreiรŸenden, vielseitigen (Ha!) Dinger gewidmet: Was passiert, wenn man einen Roman schreibt? Worauf sollte man achten, wie geht man vor, wo sind die Hรผrden, wie machen’s die anderen โ€“ und vor allem: wie macht er’s?

Einen Protagonisten erschaffen, mit dem der Leser mitfรผhlt

Denn Mรผllers Buch ist sehr persรถnlich und subjektiv. Er verrรคt uns, wie, warum und wo er schreibt. Er baut sein Buch fast ein bisschen so auf, wie er seinen Lesern rรคt, auch einen Roman aufzubauen: Man muss einen Protagonisten erschaffen, mit dem der Leser mitfรผhlt. Die Beispiele und Anekdoten aus der Schule, dem Sportunterricht, dem Tanzkurs und der gespannten Vorfreude aufs Geschenke-Auspacken an Weihnachten sind gleichzeitig Illustrationen der Ratschlรคge, die Mรผller angehenden und erfahrenen Autoren auf den Weg mitgibt. Das ist clever und schรถn gemacht.

Ja, man kann

Zuerst dachte ich, das Buch scheint mir ein bisschen dรผnn, sowohl was den tatsรคchlichen Umfang angeht, als auch die Inhalte. Kann man denn so schnell so viel Nรผtzliches sagen? Ja, man kann. Letztendlich habe ich die praktischen Tipps ebenso verschlungen wie die ehrlichen Einblicke in die Fallstricke des Schreibens und die Interviews mit erfolgreichen deutschen Schriftstellerkollegen. (und man verzeihe mir an dieser Stelle die durchweg mรคnnliche Schreibweise, ist halt jetzt mal so, ist kรผrzer. Natรผrlich gilt alles auch fรผr -innen)

Anregende Kopfkissen- und Schreibtischlektรผre

Aber was genau steckt drin in diesem Abenteuer-Buch? Es geht darum, wie man anfรคngt, den Faden nicht verliert, Plot und Kern der Geschichte im Auge behรคlt, Charaktere zeichnet, die ganze Sache รผberarbeitet, am Text feilt und mithilfe vieler Fragen darauf gestoรŸen wird, wo es hakt, wo gekรผrzt, gestrichen, geรคndert werden muss. Natรผrlich kann der Autor auf 150 Seiten nicht ins Detail und in die Tiefe gehen, aber dafรผr sind diese Seiten voller guter, hilfreicher Ansรคtze. Mehr geht in so einem Rahmen kaum. Mรผller hat sich aufs Wesentliche beschrรคnkt, eigene Erfahrungen geteilt und die Stimmen seiner Kollegen hinzugefรผgt โ€“ herausgekommen ist eine anregende Kopfkissen- und Schreibtischlektรผre, die Neulingen einen Weg durchs Unterholz weisen kann, und alte Hasen daran erinnern, was wichtig ist, was man mal wieder ausprobieren kรถnnte, und dass wir alle nur mit Wasser kochen (oder mit Tinte, Bleistift und Papier, oder mit dem Computer und dem eigenen Kopf…) Und seien wir mal ehrlich: Jeder, der schreibt, kann nie genug bekommen vom Abenteuer, einen Roman zu schreiben. Oder?

Hier stellvertretend eine einzige kurze Weisheit aus dem Buch als Vorgeschmack: „Spannung ist das Herbeisehnen von Antworten.“

In diesem Sinne โ€“ Weiterlesen!

Besprechung von Claudia Rapp, Autorin von SUMMER SYMPHONY und ZWEIUNDVIERZIG

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