Eine Rezension zu Amanda Palmers Buch „The Art of Asking“

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Rubrik โ€žMight Contain Emotionโ€œ

Manch ein Kรผnstler brรผstet sich damit, Kunst und Leben dergestalt zu vermengen, dass man ihm โ€žAuthentizitรคtโ€œ zuspricht. Das Feuilleton รผberschlรคgt sich, wenn eine Siebzehnjรคhrige von Sex und Drogen erzรคhlt, wรคhrend sich der Rezipient denn doch allzu sehr anstrengen muss, um diese โ€žAuthentizitรคtโ€œ auch als solche ernstzunehmen.

Anders bei Amanda Palmer.

Niemand muss die Dresden Dolls betrauern, gehen doch Palmer und ihr Drummer Brian Viglione auch getrennt die besten aller mรถglichen Wege โ€“ Palmer nun sogar literarisch.

Der offene Umgang mit den eigenen Schwรคchen

Mit ihrem nun vorliegenden Buch beweist die Sรคngerin wieder einmal, dass der offene Umgang mit den eigenen Schwรคchen, grenzenloses Vertrauen in das Gute im Menschen und aufrichtige Liebe zu all den Individuen, die sich als ihre Fans immer wieder versammeln, verlieben, austauschen und helfen, der Garant fรผr anhaltenden Erfolg sind.

Dass genau diese besondere Beziehung zwischen ihr und ihren Fans die Basis ihrer Arbeit darstellt und ihr ermรถglicht, frei und unabhรคngig zu arbeiten, stellt Palmer auch immer wieder klar. Es geht nicht darum, dass eine leidlich bekannte Independent-Kรผnstlerin bei Kickstarter tausende Fans mobilisiert und damit รผber 1 Million Dollar einnimmt โ€“ es geht darum, dass diese Kรผnstlerin jahrelang einen Fan nach dem anderen in der intimen Gruppe, der Familie von Gleichgesinnten willkommen geheiรŸen hat. Stolz und loyal bleiben diese Menschen nun nur zu gerne an Palmers Seite und werden dafรผr immer wieder belohnt, ob in Form von neuen Liedern, Musikvideos, Gedichten oder Nacktheit.

Die nรถtige Portion Optimismus und Motivation

Der Titel klingt zu sehr nach Lebenshilfe-Ratgeber, glรผcklicherweise handelt es sich aber um eine Autobiographie, die dem geneigten Fan und Twitter-Follower nur wenig Neues enthรผllt, aber dafรผr jedem Kรผnstler, der gerne einfach mal von seiner Kunst leben will, die nรถtige Portion Optimismus und Motivation verpasst.

Weitermachen, Ihr Maler, Musiker, Schriftsteller, Tรคnzer! Einfach weitermachen und darauf vertrauen, dass die richtigen Menschen beginnen werden, Euch anzusehen.

Palmer erzรคhlt nicht-chronologisch von ihrem Leben, ihren Jobs als lebende Statue, Stripperin und Eisverkรคuferin, den Anfรคngen und dem Aufstieg der Dresden Dolls, Problemen mit dem Label, ihrer Beziehung mit dem Schriftsteller Neil Gaiman und der groรŸen รœberraschung, wie einfach Selbstvermarktung und -finanzierung funktionieren kann, wenn man nur genug Vertrauen in die Bereitschaft der Menschen setzt, zu helfen, wenn man sie fragt.

Letzten Endes ist es ein Buch รผber die Liebe

Es ist ein Buch รผber viele Dinge, das Leben Palmers als Kรผnstlerin, Freundin, Tochter, das Leben im Allgemeinen, Musik, Kunst und Freundschaft. Aber auch รผber Verlust, Krankheit und Tod, die Angst, nicht zu genรผgen, unwert zu sein.

Letzten Endes ist es ein Buch รผber die Liebe, ohne Lรคngen, mit nur wenigen Schnรถrkeln, das den Leser am Ende emotional erschรถpft aber irgendwie glรผcklich zurรผck lรคsst.

Buchdetails: Amanda Palmer: The Art of Asking or How I Learned to Stop Worrying and Let People Help. Englisches Taschenbuch 336 Seiten, Piatkus Books 2014. โ‚ฌ 15,95

Rezension von Simona Turini, deren Novelle „Trรผmmer“ demnรคchst im Rahmen der Zombie Zone Germany beim Amrรปn Verlag erscheint. Mehr รผber Simona HIER.

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