Supper Club #4 Root Edition von Barkin’Kitchen

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Mit demย Supper Club hat Barkin’Kitchen ein ungewรถhnliches, spannendes Dinner-Event etabliert. ย Nach Pilzen und Quitte widmetย man sich im Mรคrz demย Thema Wurzelgemรผse. Gastkoch Philipp Patzig und das Barkin’ Kitchen Team prรคsentierenย dabei Knollen und Rรผben von ihrer besten Seite.

Auftritt Topinambur

Der erste Gang “Arm aber sexy” ist ein selbstbewusstes Bekenntnis zur Berliner Bodenstรคndigkeit. So finden sich in derย Topinambur-Suppe zwei Scheiben Eisbein-Terrine, flankiert von gehackten Cornichons und gerรถsteten roten Zwiebeln. Der Geschmack der Knolle, der an Artischocken erinnert, lรคsst sich damit lustvoll kombinieren: Mal sanft sรคuerlich, mal knackig frisch oderย knusprig wรผrzig, je nachdem, wovon gerade mehr auf dem Lรถffel landet. Das macht Laune. Man wรผrde sich demย faszinierenden Ballettย derย Aromen und Konsistenzen auf der Zungenbรผhne gerne lรคnger widmen.ย Aber obwohl nicht gerade knapp bemessen,ย ist derย Teller plรถtzlich leer und legtย die Latte fรผr den Rest des Abends hoch an.

Gebratener Zander mit eingelegter Rote Beete und Rauchschaum

Spreewelle: Der Zander kommt aus regionalem Wildfang

Besinnung auf die Tradition

Die Frage, ob Wildfang oder Aquakultur lรคsst sich nicht immer einfach beantworten. Wie schรถn, dem Team in der Kรผche in solchen Fragen zu vertrauen. So zeigt sich das Filet vom Zander als fest und fleischig, mit perfekt krosser Haut. Begleitet wird erย klassisch von roter Beete, jedoch nicht geschmort, sondern eingelegt. Aber wie viel anders als die traurige Variante, die im Wellenschnitt die Regale der Supermรคrkte bevรถlkert. Die dรผnnen Scheiben sind bissfest und mit beherzt eingesetzter Sรคure.

Nun hat sich das Fermentieren ja in den letzten Jahren zu einen Trend entwickelt, der viele Kรถche zu wilden Experimenten hinreiรŸt. Umso lobenswerter von Philipp Patzig, einen klassischen Ansatz zu hinterfragen und ihn gekonnt zu neuer Hรถhe zu bringen.ย Ein Lob verdient dabei auch die aufgeschรคumte Sauce mit Raucharoma, die zwischen beiden Komponenten eine gelungene Brรผcke schlรคgt.

Begegnung mit der Aristokratie

Geschmorte Kalbsbรคckchen mit Spitzkohl, fermentiertem Blumenkohl und Pommes Dauphin

Wieso Weshalb Warum: Der Supporting Act stiehlt der Hauptattraktion beinahe die Show: Les Pommes Dauphine

Ich gestehe es ein: Bei Kalbsbรคckchen werde ich schwach. Und natรผrlich sind sie hier auf den Punkt geschmort, mit einer Sauce, dieย sรผchtig macht. Dazu gibt es Spitzkohl und als weiteren fermentierten Beitrag Blumenkohl. Doch die grรถรŸte รœberraschung: Ein unerwartetes Wiedersehen mit der Kronprinzessin.

Denn es ist Jahre her, dassย mirย zuletzt in der gehobenen Gastronomie Pommes Dauphine serviert wurden. Und die gehรถren ohne jeden Zweifel zum Besten, was aus einer schlichten Kartoffel werden kann. Luxus, der allein aus dem Aufwand entsteht. Dazu wird der Grundteig der Pommes Duchesse, der Herzoginkartoffeln noch einmal mit Brandteig verfeinert und dann frittiert. Das Ergebnis ist auรŸen knusprig und innen so luftig-leicht wie ein Soufflรฉ. Ein flรผchtiger, nobler Traum, getrรคumt von den industriellen Kroketten im Tiefkรผhlschlaf.

Ausklang mit Operette

Champagner-gelee mit einer Praline aus Baiser und Schoko

Wer will, erkennt einen rauchenden Auspuff

“Berliner Luft” nennt sich das Dessert und lรคsst die ersten Assoziationen an Feinstaubbelastung und VW Skandal schnell vergessen. Erfrischendes Champagner-Gelee begleitet die Praline aus Schokolade und Baiser. Ein gelungener Abschluss fรผr den Abend. Dieย Lieblingsweine werden noch nachverkostet, bis man sich auf eine Bar als nรคchste Station geeinigt hat. Wie heiรŸt es doch bei Paul Lincke? “Wo nur selten was verpufft pufft pufft, in dem Duft Duft Duft, dieser Luft Luft Luft”. Dieser Abend mit seinen Eindrรผcken jedenfalls ganz gewiss nicht.

 

Text: Holger Badura

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