Suff Daddy – Interview zum neuen Album “Bird Songs”

by | indieBerlin

1999 hat Suff Daddy mit einem günstigen Computerprogramm angefangen, in seinen eigenen vier Wänden Beats zu produzieren. Heute ist er ein europaweit gefragter Produzent. 2012 erschien sein letztes Instrumental-Album „Suff Sells“. Danach tat er sich mit Dexter und Brenk Sinatra zum Produzenten-Team Betty Ford Boys zusammen. Nach zwei Alben und Tourneen mit den Boys, sowie einem einjährigen Aufenthalt in Australien, erscheint nun am 24.06. auf Jakarta Records Suff Daddys neues Album „Bird Songs“. Wir trafen den Soundtüftler und Wahlberliner in einem Café in Kreuzberg.
Kompakter und musikalischer
indieberlin: Diese Woche erscheint dein neues Album. Es ist dein erstes seit vier Jahren. „Suff Sells“, hab ich gelesen, ist ja damals bei dir einfach über die Zeit entstanden und letzten Endes ein sehr langes Album geworden, mit 29 Anspielstationen…

Suff Daddy: Genau, viel zu lang! Damals hatt’ ich den Drang, das alles rauszuhauen. Heute fehlt mir da der rote Faden. Ich hab mir danach vorgenommen, nie wieder ‘ne Doppelplatte zu machen. Deswegen ist „Bird Songs“ relativ kurz geworden. Ich bring mein Zeug ja auch immer auf Vinyl raus und mehr als 18 Minuten soll man nich auf ‘ne Seite machen, weil sonst die Qualität abnimmt. Insofern war das dadurch schon limitiert auf 36 Minuten. Das „Gin Diaries“ [von 2010] war auch so’n 36 Minuten Album, das kann man schön von Anfang bis Ende durchhören. Und das wollte ich halt mit „Bird Songs“ wieder machen. Das war das einzige Konzept.

indieberlin: Ich finde tatsächlich, „Bird Songs“ klingt sehr homogen, mehr aus einem Guss als sein Vorgänger. Was den Sound angeht: hast du dich da diesmal anderer Quellen bedient?

Suff Daddy: Bewusst jetzt nicht. Aber ich glaub, ich hab schon ‘ne andere Art von Samples benutzt. Früher hatte ich viele eher so Hip-Hop-typische Samples und dieses Mal wollte ich es ‘n bisschen musikalischer machen. Ich hatte Bock, dass die Songs ‘n bisschen mehr Struktur haben. Früher hatte ich eigentlich nie ‘n Intro, dass es da am Anfang so einen leichten Aufbau des Stückes gibt, oder dass es verschiedene Parts innerhalb eines Songs gibt, sowas hab ich früher nie gemacht. Diesmal hatte ich Bock, dass das alles mehr zu Songs wird, statt nur zu Beats.
Von Vogelzwitschern und dem Sonnenaufgang in der Normandie
indieberlin: Warum „Bird Songs“?

Suff Daddy: Das Album ist komplett bei mir zuhause entstanden. Ich wohn’ mit meiner Freundin zusammen und wir haben einen dritten Raum, der ist so ‘ne Art Abstellkammer und – mein Homestudio [lacht]. Da hab ich einen Baum und da zwitschern während der Arbeit auch immer meine Vögel. Und als mein Label irgendwann sagte: „Ey, wir brauchen jetzt einen verdammten Namen für das Album“ ist mir irgendwie nichts anderes eingefallen.

indieberlin: Im Video zu „Macrowave“ kann man deine Vögel auch sehen – oder sind die gecastet?

Suff Daddy: Das Video hat Dennis Arnold gemacht. Ich hatte damit eigentlich gar nichts zu tun. Er hatte halt diese Idee, die ich auch cool fand. Seine Freundin arbeitet, glaub ich, in ‘ner Zoo- oder Tierhandlung und die haben hinten einen Raum, wo man Vögel frei rumfliegen lassen kann. Und Dennis hat dann wirklich bei Ebay Kleinanzeigen Vogelhalter aufgerufen, da mit ihren Vögeln vorbeizukommen, damit er die einen nach dem anderen filmen kann. Muss sehr zeitaufwendig gewesen sein.

indieberlin: Ist dafür ein sehr schönes Video geworden.

Suff Daddy: Ja, ich fands auch cool, mal was ganz anderes zu machen. Aber ich muss sagen, ich bin ziemlich froh, wenn ich beim Entstehungsprozess von Videos nicht involviert bin. Ich kann nur Musik machen. Ich hab keine Ideen für Videos und mir ist das auch alles zu anstregend. Deswegen bin ich total froh, da fähige Leute zu haben.

indieberlin: Im „Feel It“-Video spielst du allerdings die Hauptrolle. Da konntest du dich nicht entziehen.

Suff Daddy: Da konnt’ ich mich nicht entziehen. Eigentlich hatte ich auch da vorher gesagt, ich mach das nicht. Aber Robert Winter – ein alter und guter Freund von mir, der alle meine Albumcover gemacht hat ­– der hat gesagt: „Komm, wir fahren in die Normandie und drehen da ‘n Video!“ und dann dacht ich: „Ja, komm…“. Das war dann ein bisschen wie mit Freunden in den Urlaub zu fahren. Robert meinte dann, es wäre schön, wenn wir die blaue Stunde, also die Morgenstunde vor Sonnenaufgang, irgendwie im Video einfangen könnten. Und dann haben wir einfach da diese Nacht durchgemacht und dabei ‘n bisschen gefilmt.

indieberlin: Von Robert ist dann auch diesmal das Albumcover?

Suff Daddy: Ja, genau. Das ist allerdings ein paar Wochen vor dem Videodreh entstanden.
„Mittlerweile wird auch mal in die andere Richtung geschaut.“
indieberlin: Mit „Paper proclamations“ hast du auf dem Album ein Feature mit [dem US-amerikanischen Soulsänger und Hip Hop Produzenten] Mayer Hawthorne. Wie kam die Kollabo zustande?

Suff Daddy: Also Mayer kenn ich jetzt schon seit zwei Jahren, auch wieder durch Robert Winter. Robert hat damals viele Künstler fotografiert, die in Köln Kozerte gegeben haben und eben auch Mayer. Mayer ist ein sehr geerdeter, auf’m Boden gebliebener Typ. Ich bin Fan von seiner Musik und es hat sich herausgestellt, dass er auch Fan von meiner Musik ist. Wir sind in Kontakt gekommen und dann hat er mich mal gebeten, ‘n Remix für ihn zu machen, vor zwei Jahren, für sein vorletztes Album. Und als es dann zur Fertigstellung von „Bird Songs“ kam, hab ich mir gedacht, ich frag einfach mal. Vier Tage nach meiner Anfrage hat er mir schon den Song geschickt.

indieberlin: Das ist also kein Remix, sondern das Ding hat Mayer extra für dich geschrieben?

Suff Daddy: Genau. Ich hab ihm den Beat geschickt, der damals nur „Proclamations“ hieß und er fand ihn schon ganz gut. Das ist ja auch der einzige Beat auf dem Album, der ‘n bisschen rausfällt, der einzige Up-Tempo-Beat. Und ich wusste, dass Mayer so was feiert, weil er ja viel eher schnellere Boogie-Disco-artige Musik macht. Und dann hat er aus „Proclamations“ einfach „Paper Proclamations“ gemacht.

indieberlin: Kennt man Suff Daddy in den USA?

Suff Daddy: Ein paar Leute anscheinend schon. Früher war’s ja eigentlich so, dass man aus Europa nur Richtung USA geschaut hat. Mittlerweile wird aber auch mal in die andere Richtung geschaut. Ich hab mir neulich mal ‘n Soundcloud Pro-Account geholt, wo man alle Statistiken sehen kann. Und zu meiner Überraschung hab ich aus den USA nach Deutschland die zweitmeisten Klicks. Da war ich schon selbst erstaunt.
„Ich hatte keinen Drang, Clubbanger zu bauen.“
indieberlin: Das Album reflektiert mit Sicherheit auch viel die Musik, die du selbst in den letzten zwei oder drei Jahren gehört hast?

Suff Daddy: Ja, also, mit Sicherheit. Ich glaub, man wird ja von allem beeinflusst, ob man das jetzt bewusst wahrnimmt oder auch nicht. Ich hör halt auch ganz viel andere Musik, nicht nur so entspannte. Aber ich glaub, der Sound kommt auch in erster Linie dadurch, dass das ganze letzte Jahr für mich einfach eine schöne, entspannte Zeit war. Ich hatte total viel Ruhe und war viel in der Natur mit meinem Hund spazieren… Und dann war das halt das, was aus mir rauskam. Ich hatte jetzt keinen Drang, Clubbanger zu bauen oder sowas.

indieberlin: Es ist mehr ein Album zum Chillen und zuhause hören.

Suff Daddy: Ja, total. Es ist im Prinzip nur für zuhause. Die Nummer mit Mayer kann man vielleicht nochmal im Club spielen, aber der Rest bietet sich jetzt nicht für’n DJ-Set an. Im November mach ich aber das erste Mal ‘ne Tour mit Band. Dafür ist es dann wiederum gut.

indieberlin: Und die BeatGeeks machst du auch noch?

Suff Daddy: Ja, die machen wir mittlerweile fünf Jahre, gerade ist Sommerpause. Aber ab September geht’s dann in die sechste Saison und es läuft besser als je zuvor. Es ist ja immer dienstags, also jeden zweiten Dienstag. Und wir hätten selber nie gedacht, dass das so lange hält und so erfolgreich wird. Das ist für mich besser als jeder Samstagabend, dieser Dienstag. Am Anfang haben wir uns da eigentlich fast nur um Instrumental Hip Hop Beats gekümmert, aber mittlerweile spielen wir Disco, House, Funk, Soul, Jazz, alles. Über die fünf Jahre sind wir sehr offen geworden.

Interview: Bastian Geiken

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